2016 fand eine große Einzelausstellung der Arbeiten zur Landschaft im Lauenburgischen im Ratssaal des Möllner Museums statt, die sehr viel Resonanz fand.
Die Hamburger Grafikerin und Fotografin Ria Henning-Lohmann zog vor einigen Jahren in eines der am Schaalsee gelegenen Dörfer. Die stille Schönheit dieser Landschaft hat sie seitdem in den Bann
gezogen und eine Vielzahl von eindrucksvollen Fotos entstehen lassen. Die Aufnahmen entstehen mit Hilfe moderner Fototechnik – wirken aber wie aus einer anderen Zeitepoche.
Intensiv spürt die Fotografin Momente auf, wie sie uns begegnen, wenn wir uns aufmerksam in dieser Landschaft bewegen. Die Stimmung in den Fotos von Ria Henning-Lohmann knüpft an die Epoche der
romantischen Malerei zu Beginn des 19. Jahrhunderts an – ohne jemals romantisierend zu wirken. Die Aufnahmen sind Ausdrucke einer erhabenen Ruhe, die man in dieser Landschaft wirklich finden kann
– trotz aller Gegenwärtigkeit der Moderne.
Ria Henning-Lohmanns fotografischen Arbeiten füllen eine Lücke, die sich in kunsthistorischer Sicht vielleicht auftut: Die lauenburgische Landschaft erfreute die Besucher der Region schon vor
über 100 Jahren mit ihrem urwüchsigen Charme; nur wenige Künstler aber fanden einen Zugang als Maler oder Graphiker in diese Gegend mit ihrer verborgenen Schönheit. Vielleicht war es auch die
norddeutsche Nüchternheit, die dem Topos „Landschaft“ immer eine Funktion zuweist.
Landschaften werden gestaltet, haben zur Erzeugung von Nahrungsmitteln zu dienen, Verkehrswege durchschneiden sie, und schließlich hat die Landschaft auch die Hinterlassenschaften menschlicher
Tätigkeit aufzunehmen. Eine Wertschätzung als Objekt unserer Ansprüche an Identifikation, Hingabe oder „Eins-Sein“ erfolgte selten oder nur sehr reduziert. Hierin liegt der Reiz in den
Fotografien der Lichtbildnerin Ria Henning-Lohmann. Besonders in den erstmals hier ausgestellten Großfotos (die mit einem besonderen Druckverfahren hergestellt
wurden) tun sich kleine Geheimnisse auf. Man kann in diese Bilder eintauchen, sich versenken, ohne dass die Gefahr entsteht, von Kitsch vereinnahmt zu werden. Es sind aufmerksam beobachtete
Momentaufnahmen, die scheinbar zeitlos sind und häufig doch nur für einen kurzen Moment auftauchen. Ria Henning-Lohmann schafft mit ihrer speziellen fotografischen Technik Fotokunst von einer
eigenständigen Ästhetik. Die im Möllner Museum ausgestellten Fotos sind damit ein bedeutender Beitrag zur Dokumentation einer der schönsten Landschaften Norddeutschlands.
Infos zur Künstlerin und ihrem Schaffen auch unter www.edition-schaalsee.de
Museumsleiter Michael Packheiser, M.A.